Donnerstag, 28. März 2002

Der 28. März – an diesem Tag sollte sich erweisen, dass Flugzeuge eben doch die sichersten Verkehrsmittel sind.
Angefangen hat alles damit, dass das Kleinste der chaotischen Schmidt-Kinder ihren Rucksack mit dem heißgeliebten Teddy bei der Gastfamilie hat liegenlassen, sodass sich unsere Abfahrt zunächst nur um eine Stunde verzögerte, da das gute Stück ja irgendwie ins Handgepäck wandern musste. Als das Schmidt-Kind Sack und Bär in den Armen hielt, konnte die Fahrt zum Flughafen, wie gesagt, mit einer Stunde Verspätung, beginnen.
Nach unserem 12-stündigen Anreise-Flug gingen wir den Mini-Trip von Kapstadt nach Johannesburg – von den Gastfamilien übrigens bestens versorgt – wie alte Flughasen routiniert an. Nachdem ein neues Flugticket für das Mittlere der chao-tischen Schmidt-Kinder beschafft werden musste, da das Ursprüngliche von der kopflosen Gruppenführerin (Nein, ich nenne meinen Namen nicht) als unwichtiges Stück Papier im Kosmetikkoffer in Vergessenheit geraten war, konnte die Reise losgehen. Um die Fensterplätze wurde nicht mehr gar so arg gestritten und auch das Rattern der Turbinen sorgte nicht mehr für Beunruhigung, denn wir alle blickten der bevorstehenden 7-stündigen Busfahrt entgegen. Mental hatten wir uns hierauf schon eingestellt, doch nicht alle verkrafteten den vermeintlich harmlosen Flug. Nachdem Eva für eine Weile in der Waagerechten versorgt werden musste, da sich ihr Kreislauf den örtlichen Gegebenheiten und klimatischen Besonderheiten nicht artgerecht anpasste, verzögerte sich unsere Abfahrt nur um weitere zwei Stündchen. Kaum auf dem bemerkenswerten Highway der südafrikanischen Population angelangt, machte sich Qualm im hinteren Teil des „First-Class-Busses“ breit. Nach einem Aufschrei „Das Gepäck brennt!“ und trotz (oder gerade „wegen“???) der beruhigenden Worte unseres Chorleiters „Alle bleiben sitzen!“ machte sich auf einmal eine Massenhysterie bemerkbar und niemanden hielt es mehr auf den Plätzen rund um den Brandherd. Wir sahen uns nun dazu gezwungen, einen kleinen Zwischenstop auf dem Mittelstreifen des viel- und rasantbefahrenen Highways einzulegen. An angegebenem Ort sorgten wir anscheinend für Erheiterung unter den afrikanischen Verkehrsteilnehmern, die laut hupend und wild winkend an uns vorbeizischten. Im Laufe der Stunden kam es zu akutem Sauerstoffmangel und der letzte Tropfen des kostbaren Trinkwassers musste durch 50 geteilt werden. Die Kreisläufe weiterer 20 Personen brachen in sich zusammen, so dass wir zwecks Tapetenwechsels aus dem Bus hinaus torkelten, um ein Verschnaufpäuschen auf dem Standstreifen einzulegen. Hier konnten auch die Invaliden zu abgasbelasteten Kräften kommen. Auf unsere Weiterfahrt mussten wir nur läppische drei Stunden warten, schließlich setzten wir unseren Horrortrip in einem wahrlich noch nobleren Ersatzbus fort. Angesichts der Lage, in der wir uns bereits 6 Stunden wartenderweise befanden, kamen wir doch noch zu einer angemessenen Entschädigung. Auf Kosten des Busunternehmens verbrachten wir eine Exklusiv-Nacht im „100-Sterne-Holiday-Inn“ in Johannesburg. Nach einem ausgiebigen Vollbad in den Badewannen aus original-echter Keramik (wie sich die Ansprüche nach so einem Erlebnis ändern!) unserer Luxus-Suiten fraßen wir die im Bus ausgeschwitzten Kalorien bei einem mehr als reichhaltigem Mahl gleich wieder an und purzelten (!) übermüdet, dafür aber voller Lebensfreude, in die herrlich breiten und doppelt gemütlichen Betten, um die wohlverdiente Nachtruhe zu genießen.
So fand der Tag der unbeschränkten Unmöglichkeiten doch noch einen positiven Ausgang.

Daniela Thiele


Mit der SAA von Kapstadt nach Johannesburg …
Foto: Holger Becker

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